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3 Fragen an...

Frau Dr. Susanne Omran, Referatsleitung „Gesunde Kommune“, Stadt Filderstadt

Gesundheit dort stärken, wo Menschen leben: In der Stadt Filderstadt verknüpft die „Gesunde Kommune“ Bewegung, Begegnung und Information – vom Schulprojekt bis zum Wochenmarkt. Referatsleiterin Dr. Omran erklärt, wie intersektorale Netzwerke mit 27 Partnerinnen und Partnern wirken und warum kommunale Prävention nur gemeinsam nachhaltig gelingt.

Frau Dr. Omran, worauf liegt der Fokus der „Gesunden Kommune‘“ in Filderstadt? Welche Angebote setzen Sie derzeit um, z. B. in der Gesundheitsförderung, oder der Stärkung von Gesundheitskompetenz? Welche Partnerinnen und Partner sind Teil Ihres Gesundheitsnetzwerks, und wie gelingt die intersektorale Vernetzung?

Dr. Susanne Omran: Der Fokus der „Gesunden Kommune“ in Filderstadt liegt darauf, Gesundheit im unmittelbaren Lebens- und Wohnumfeld der Bürgerinnen und Bürger zu fördern und als gemeinsames Anliegen in die Stadtentwicklung zu integrieren. Im Stadtteil Bonlanden wurde dazu ein Gesundheitsquartier etabliert, das partizipativ und inklusiv arbeitet. Die Aktivitäten reichen von der Förderung niedrigschwelliger Bewegungsangebote über generationsübergreifende Präventionsmaßnahmen bis hin zur gezielten Stärkung der Gesundheitskompetenz in allen Altersgruppen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der engen Verzahnung von Bewegung, Begegnung und Information – etwa durch das Pilotprojekt „aktive Bewegungspause während des Unterrichts“ an der Realschule Bildungszentrum Seefälle Bonlanden, regelmäßige Gesundheitsdialoge auf dem Wochenmarkt mit Digital-Health-Formaten, offenes Koch- und Begegungsangebot "Gemeinsam schmeckt's am Besten" sowie Pop-up-Aktionen und Bewegungsparcours im öffentlichen Raum.

Das Herzstück ist das breite Gesundheitsnetzwerk, dem inzwischen rund 27 Einrichtungen und Stakeholder angehören: darunter Sportvereine, die Filderklinik, Apotheken, DRK, Kirchen, Schulen, Kitas, Wohlfahrtsverbände und viele ehrenamtlich Engagierte. Die intersektorale Vernetzung wird durch regelmäßige Netzwerktreffen, gemeinsame Projektplanung und den ständigen Austausch unter Federführung des städtischen Referats für Chancengleichheit, Teilhabe und Gesundheit gewährleistet. Besonderen Wert legen wir auf persönliche Ansprache, Partizipation und Ko-Produktionen – denn nur im Schulterschluss von Gesundheitswesen, Bildung, Verwaltung und Zivilgesellschaft entstehen Beteiligungsstrukturen und gelingt nachhaltige Gesundheitsförderung.

Warum gehören Ihrer Meinung nach die Themen Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitskompetenz in die Lebenswelt Kommune? Sind Ihre erarbeiteten Strukturen und Konzepte auf andere Kommunen übertragbar und unter welchen Voraussetzungen?

Dr. Susanne Omran: Gesundheitsförderung und Prävention gehören in die Lebenswelt Kommune, weil die Bedingungen des Alltags – also Orte, Netzwerke und nachbarschaftliche Kontakte – maßgeblich die Lebensqualität und Gesundheit beeinflussen. Die Kommune ist der Raum, in dem Menschen wohnen, arbeiten, lernen und ihre Freizeit verbringen. Hier können gesundheitsförderliche Veränderungen am besten gemeinsam gestaltet, erprobt und nachhaltig verankert werden. Die Erfahrung in Bonlanden hat gezeigt, dass ein quartiersbezogener Ansatz mit partizipativer Steuerung, enger räumlicher Vernetzung und niedrigschwelligen Formaten großes Engagement und Innovation freisetzt. Bürgerbeteiligung, sektorenübergreifende Kooperation und flexible Strukturen sind dabei zentrale Erfolgsfaktoren.

Das Referat übernimmt als Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung, Bürgerschaft und Gesundheitsakteuren die Moderation und Koordination – von der Sozialraumanalyse über den Netzwerkaufbau bis hin zur gezielten Projektsteuerung. Es ist sowohl Impulsgebende als auch Kontaktstelle für externe Partner und Bürgerinnen. Entscheidend ist dabei, dass das Referat nicht nur verwaltet, sondern aktiv gestaltet: Mit kreativen Projektformaten, systematischer Evaluation und Kommunikationsarbeit wird das Thema Gesundheit lebendig gehalten und kontinuierlich weiterentwickelt. Die nachhaltige Verankerung gelingt deshalb, weil die Kommune mittels Referat als Brückenbauerin, Impulsgeberin und als Garant für Qualität und Zusammenhalt agiert.

Unsere Strukturen und Konzepte sind grundsätzlich auf andere Kommunen übertragbar, sofern folgende Voraussetzungen geschaffen werden: Vorhandensein eines lokalen Kerns an engagierten Stakeholdern, politischer Rückhalt sowie Kapazitäten für Koordination und Beteiligung. Es braucht Vertrauen, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Ressourcen für einen langfristigen Prozess – aber auch Offenheit für die „Übersetzungsarbeit“ ins eigene Setting. Die kommunale Gesundheitsförderung ist heute eine Pionieraufgabe, bei der jede Kommune ihre eigenen Potenziale und Schwerpunkte erkennen und entwickeln kann.

Könnten Sie Best-Practice-Beispiele nennen? Welche Themen liegen Ihnen dabei besonders am Herzen und warum?

Dr. Susanne Omran: Einige Best-Practice-Beispiele aus unserem Gesundheitsquartier Bonlanden sind das niedrigschwellige Angebot „Brücke in den Alltag“ – eine ehrenamtlich gestützte Nachsorge nach Klinikaufenthalt in Kooperation mit der Filderklinik, die Bewegungs-Challenge an Schulen und Drum Circle im öffentlichen Raum sowie Gesundheitsdialoge mit Expertinnen zu aktuellen Themen wie Hitzeschutz oder Resilienz.

Besonders am Herzen liegen mir die Themen Chancengleichheit und Teilhabe, weil sie Gesundheit wirklich für alle ermöglichen – unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder Einschränkungen. Maßnahmen wie das "offene Singen auf dem Markt" durch Einbindung verschiedener Zielgruppen oder die digitale Plattform „gut-versorgt-in-filderstadt.de“ schaffen Sichtbarkeit und Unterstützung im Alltag. Wichtig ist, dass Gesundheitskompetenz als Querschnittsthema in alle Angebote integriert wird: Von der Bewegungsförderung bis zur alltagsnahen Information, digital wie analog.

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