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Drei Fragen an...

... Florian Grandy, Leiter des Innovationsprojekts „Rettungskette 5G“, Landratsamt Ostalbkreis

Auch in akuten Notfällen kommen immer häufiger Technologien wie Augmented Reality, Cloud-Computing oder Künstliche Intelligenz zum Einsatz. Im Projekt „Rettungskette 5G“, das vom Landratsamt Ostalbkreis in Zusammenarbeit mit verschiedenen Konsortialpartnern durchgeführt wird, entwickelt und erprobt man 5G-Technologien für eine bessere Notfallversorgung. Mit Projektleiter Florian Grandy vom Landratsamt Ostalbkreis haben wir in unserem Interview darüber gesprochen, was zum Beispiel Drohnen oder AR-Brillen im Notfall leisten können.

Herr Grandy, Im Projekt „Rettungskette 5G“ werden Technologien wie Augmented Reality, Cloud-Computing, Künstliche Intelligenz und Mobile Robotics für die Notfallversorgung entwickelt, erprobt und deren Machbarkeit unter Realbedingungen demonstriert. Wie genau läuft das ab?

Herr Grandy: Mit Hilfe des Mobilfunkstandards 5G soll die Patientenversorgung entlang der gesamten Rettungskette verbessert werden. Weiter- und Neuentwicklungen digitaler Anwendungen für Ersthelfer, Rettungsdienst und Notaufnahme werden im vorab definierten Projektgebiet im Ostalbkreis erprobt. Im Fokus des Projekts steht die vernetzte Notfallversorgung, welche darauf abzielt die aktuell existierenden Insellösungen für das Notfall- und Rettungswesen in einem Gesamtkonzept zu vereinen.
Die Planung und Entwicklung passiert in kleineren Arbeitspaketen. In den jeweiligen Arbeitspaketen werden die einzelnen Anwendungen getestet, erprobt und überarbeitet und anschließend im Zusammenspiel in Experimentierräumen betrachtet.
Durch die schrittweise Erarbeitung von Entwicklungsstufen möchten wir sicherstellen, dass der potenzielle Einsatz unter Realbedingungen sowie die Anwendung in der Realversorgung ermöglicht wird. In diesem Rahmen analysieren wir über die gesamten Prozesse Daten, um die gewonnenen Erkenntnisse wissenschaftlich zu evaluieren.

Woran fehlt es aktuell noch in der Notfallversorgung? Und wie können die im Projekt „Rettungskette 5G“ entwickelten und erprobten Technologien hier aus Ihrer Sicht Abhilfe schaffen?

Herr Grandy: Aktuell fehlt es in der Notfallversorgung noch an aufeinander abgestimmten und sektorenübergreifenden Konzepten. Das Konsortium von „Rettungskette 5G“ möchte auf Basis des neuen Mobilfunkstandards 5G eine bedarfsgerechte und digitalisierte Versorgung von Notfallpatienten erreichen. Ziel ist es, mit Hilfe der digitalen Anwendungen die Notfallversorgung qualitativ und auf prozessualer Ebene zu verbessern. Darüber hinaus kann die Umsetzung im Gesamtkonzept die Wirkung der einzelnen Komponenten nochmals verstärken. In unserem Projekt wird zudem erstmals die Evidenz eines sektorenübergreifenden Konzepts betrachtet. Wir möchten aufzeigen, wie Patienten von einer vernetzten Implementierung des 5G-Mobilfunks in der Notfallversorgung profitieren können.
Ersthelfer werden durch die Zustellung des Defibrillators per autonom gesteuerter Drohne und smartem Echtzeit-Feedback in der Wiederbelebung unterstützt, um dadurch die frühzeitige Reanimation noch besser zu machen und die Überlebenschancen der Patienten zu verbessern. Zudem sollen die Reanimationsdaten auch der aufnehmenden Klinik zur Verfügung gestellt werden.
Die Einführung eines audiovisuellen Telekonsils mittels AR-Brillen zwischen Rettungsteam und Klinik ermöglicht eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit und wird in Zukunft zu einer Verbesserung der Patientenversorgung beitragen können. Bereits an der Einsatzstelle soll eine aus der Klinik angeleitete Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. Perspektivisch soll gezeigt werden, dass eine Untersuchung mittels 5G-Roboter auch direkt aus der Notaufnahme gesteuert und ausgewertet werden kann.

Wo stehen Sie aktuell mit dem Projekt? Und was sind die nächsten Schritte und Ihr langfristiges Ziel?

Herr Grandy: Das Gesamtprojekt steht aktuell in der Entwicklungs- und Installationsphase der 5G-Anwendungen, im Übergang zur Erprobungs- und Experimentierphase. In Kürze werden wir schrittweise die Anwender schulen und an die neuen Technologien und Systeme heranführen. Anfang des Jahres 2024 möchten wir dann mit einer vollständigen und digitalisierten Rettungskette 5G in die Demonstrations- und Evaluationsphase starten. Unser langfristiges Ziel ist es, dass wir durch das Aufzeigen von Mehrwerten eine breite Nachfrage einer 5G-Infrastruktur schaffen. Zudem wünschen wir uns langfristig eine Etablierung und Implementierung der entwickelten und verbesserten Anwendungen über die Modellregion Ostalbkreis hinaus, damit landesweit Patienten von den erzielten Verbesserungen profitieren können.

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