Die größte Herausforderung, vor allem in der ersten Zeit, war den Nutzen und die Nützlichkeit außerhalb der Studien zu zeigen. Ich glaube, dies ist uns gelungen.
Eine Herausforderung bei der Teleintensivvisite ist zudem, dass bisher die Konsilgebenden unterschiedliche Visitenstandards hatten. Nun ist es uns im Wissenschaftlichen Arbeitskreis „Digitale Medizin“ der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) gelungen, uns auf einen Kerndatensatz für die intensivmedizinische Televisite zu verständigen. Dadurch hoffen wir, die wichtigsten Daten für die gemeinsame Behandlung der Patient:innen zu erfassen.
Auch der Schutz der Daten, die wir unbedingt für die Einschätzung der Patient:innen benötigen, ist für uns überaus relevant. Mit der DSGVO haben wir enge Leitplanken innerhalb derer wir arbeiten. Ich bin unheimlich froh, dass auch meine Daten sehr gut geschützt sind. Herausfordernd ist allerdings, das richtige Maß an Datenschutz und Arbeitsfähigkeit herzustellen. Während des Aufbaus der Teleintensivmedizin in Ulm hatte ich Kontakt mit vielen Datenschutzbeauftragten. In der Regel liessen sich gute Kompromisse für die Datenverarbeitung und Datensicherheit erzielen. Einfacher, sowohl für mich als auch für die Datenschutzbeauftragten, wäre eine Handreichung zu diesem Thema mit Auslegungsempfehlungen und rechtlichen Einschätzungen von Expert:innen zu den Themen gewesen. Ich habe große Hoffnung, dass zum Beispiel das MEDI:CUS-Projekt hierfür eine Hilfestellung bieten kann.
Die größte Herausforderung in der Teleintensivmedizin ist und bleibt meines Erachtens nach jedoch jede einzelne Televisite. Den Konsilgebenden wird ein großer Vertrauensvorschuss gewährt, wenn wir gemeinsam durch Befunde blättern und uns (virtuell) über die externe Intensivstation bewegen. Wir erhalten unglaublich viele Einblicke in den Stationsalltag anderer Krankenhäuser. Mein Team und ich versuchen diesem Vertrauen bei jeder Visite Rechnung zu tragen und ich hoffe, dass uns das immer wieder gelingt. Sowohl durch einen sinnvollen Beitrag zur Behandlung der uns anvertrauten Patient:innen, wie auch durch einen kollegialen und professionellen Umgang mit den ratsuchenden Intensivmediziner:innen.