Anne Blumers: Wenn eine Krebserkrankung besteht, gelten andere Ernährungsempfehlungen als in der Prävention. Während der Erkrankung zählt das Hier und Jetzt: Was der Körper gerade braucht und verträgt, ist “gesund”. Das kann auch mal das genaue Gegenteil von dem sein, was allgemein als gesund gilt. So können sehr zucker- und fettreiche Lebensmittel langfristig zu Übergewicht führen, während sie für Krebspatient:innen mit Gewichtsverlust oder Appetitlosigkeit wertvolle Energielieferanten sind.
Ein Gewichtsverlust sollte unbedingt vermieden werden – unabhängig vom Ausgangsgewicht. Der Körper erhält dann zu wenig Energie, Eiweiß und Nährstoffe. Schon 5 % Gewichtsverlust in drei Monaten (bei 70 kg Körpergewicht also nur 3,5 kg) können zu einer gefährlichen Mangelernährung führen.
Deshalb lauten unsere wichtigsten Empfehlungen:
- Halten Sie Ihr Gewicht so stabil wie möglich.
- Achten Sie auf eine ausreichende Eiweißzufuhr.
- Essen Sie, was Sie vertragen und was Ihre Beschwerden lindert.
- Es gibt keine Verbote und Wundermittel! Essen Sie, was Ihnen Freude macht – ohne schlechtes Gewissen.
- Wenn Sie keine Beschwerden haben: Essen Sie bunt und abwechslungsreich.
- Holen Sie sich professionelle Unterstützung, wenn es schwierig wird.
- Achten Sie auf mögliche Wechselwirkungen zwischen Lebensmitteln und Medikamenten.
- Bewegen Sie sich regelmäßig.
Im Kontakt mit Betroffenen ist der vierte Punkt oft besonders relevant: Viele Patient:innen sind verunsichert und glauben, ihre bisherige Ernährung habe zur Erkrankung beigetragen. Diese Sorge begünstigt Ernährungsmythen – etwa die Vorstellung, Zucker „füttere“ Krebszellen, oder bestimmte Lebensmittel wie Brokkoli oder Himbeeren könnten das Tumorwachstum direkt beeinflussen.
Tatsächlich kann ein strenger Verzicht auf Zucker oder ganze Lebensmittelgruppen mehr schaden als nützen: Er fördert Beschwerden, Mangelernährung und Kraftverlust – und schwächt so den Körper und gefährdet den Therapieerfolg.